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Tiertragödie – dadasius lapidar

  • Tobias
  • 23. März 2017
  • 2 Min. Lesezeit
Und hiermit stelle ich euch das erste Gedicht aus dem kleinen gelben Büchlein vor. Das Büchlein, welches mich zu meinem Blogthema, dem Dadaismus führte, trotzdem aber nicht Gedichte beinhaltet, welche von einem "echten" Dada-Künstler verfasst wurden – sondern von einem Mann mit dem Künstlernamen Bö, Carl Böckli. Mein Urgrossvater war ein Freund von ihm. Mein Grossvater konnte mir deshalb erzählen, dass Bö keineswegs ein "Dada-Verehrer" war. Im Gegenteil, denn er verabscheute diese Kunstrichtung. Er schrieb angeblich diese Gedichte, um sich über jene der Dada-Dichter, wie Hugo Ball, Tristan Tzara, Hans Arp und so weiter, lustig zu machen. Ich denke aber, dass er auch Spass hatte, diese abstrakten Dichtungen zu schreiben. Denn irgendwie haben sie doch Stil und kommen erstaunlich nahe an die Vorbilder heran, die er zu parodieren versuchte. So nahe, dass ich sogar zuerst nicht merkte, dass diese Dichtungen nicht in der Kriegszeit und im Zentrum von Zürich, sondern in den 60er Jahren, in Heiden entstanden sind.
Bild aus dem Buch "meine schreibe hat bleibe", neben dem Gedicht mit dem Titel "Tiertragödie", welches den Hund Bari darstellt.
Tiertragödie
Fing kanari
mittels leim
auf safari
brachte heim
tat kanari
in aquari
starb kanari
ohne grund
frass ihn bari
hund
dadasius lapidar

Gedichtform:

Strophen: 3

Verse: 10

(Quartett, Couplet, Quartett)

Reimschema:

1. und 3. Strophe: Kreuzreim

2. Strophe: Haufenreim

Metrum:

Trochäus (2-hebig, ausser Vers 9 ist 1-hebig)

Kadenz: unregelmässig

(2. Strophe: weiblich)

Zeit der Entstehung:

1969

Stilmittel:

Im Gedicht "Tiertragödie" kann ich keine Bildlichkeiten finden. Alles was dadasius lapidar erzählen will ist direkt beschrieben, lediglich in einer verküzten Sprache. So bedeutet: "Fing kanari; mittels leim; auf safari; brachte heim" zum Beispiel: "Fing Kanarienvogel; auf Safari; mit Hilfe von Leim; brachte ihn Nachhause"

Quellen:
lapidar, dadasius, meine schreibe hat bleibe, zeitnahe lyrik, Rorschach 1968, S. 44.
Abb.1: Illustration aus dem oben gennanten Buch (von Barth, Wolf), Quelle Abb. 1: Fotografie von Tobias Senn.

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