König Salomo – Hugo Ball
- Tobias
- 27. Apr. 2017
- 4 Min. Lesezeit
Eigentlich war ich auf der Suche nach einem typischen Negerlied von Tristan Tzara. Obwohl er schwarze Menschen nur aus Abbildungen und die afrikanische Welt nur aus Erzählungen kannte, kann man von ihm erstaunlich viele Gedichte über "Neger" (von ihm so genannt) finden. Als ich einige dieser "ea, ee ee, ea ee ee" oder "o man re de mi ky" Gedichte gelesen hatte, war ich froh, diese afrikanische Welt zu verlassen, und auf den altbekannten Hugo Ball mit seinen einigermassen verständlichen Gedichten zu stossen. Ich war froh wiedereinmal ein Gedicht zu finden, das mir die Hoffnung gab, mit ein wenig Nachforschung die Geschichte dahinter zu verstehen. Ob ich letztendlich das Gedicht so verstanden habe, wie Hugo Ball es sich gedacht hat, spielt für mich im Moment keine Rolle, da ich froh bin, mehr in der Hand zu haben als Gedichte über schaukelnde Hirsen. So stelle ich euch heute meinem Hauptgedicht, welches ich detaillierter und ausführlicher vorstellen und analysieren werde, als alle Bisherigen vor. Es ist das Gedicht "König Salomo" von Hugo Ball.

Abb. 1: Hugo Ball
König Salomo
Als König Salomo beim Tempelbau
Mit den Dämonen stritt, die ihn umsaßen,
Ließ er in Mitternächten dumpf und grau
Die Zymbel schlagen und Posaune blasen.
An seiner Seite sah man eine Frau,
Die aufgebaut war ganz aus Parabasen,
Aus Saba kam sie wie ein weißer Pfau
Und stand wie eine Mumie in Exstasen.
Der König selber saß in seinem Zelt,
Um dessen Öffnung Feuer hing in Fransen
Und wies gebietend in die Unterwelt.
Da stiegen Mauern auf gleich goldenen Schanzen
Die Zedern fügten sich und ungezählt
Sah man die Tiere und die Teufel tanzen.
Hugo Ball (1923/24)
Über den Autor:
Hugo Ball floh 1915 mit seiner Frau Emmy Hennings von Deutschland nach Zürich, wo sie später den Dadaismus mitbegründeten. Im eigenen Cabaret Voltaire traten die Beiden bei abendlichen Vorstellungen mit Laut- und Simultangedichten auf. Nach seinem Rückzug aus der Kunstwelt, widmete er sich dem Katholizismus. Hugo Ball starb 1927 im Alter von 41 Jahren im Tessin.
Inhaltsangabe:
Das Gedicht „König Salomo“, geschrieben von Hugo Ball im Jahr 1923/24, handelt vom Tempelbau des Königs Salomo, einer Frau aus Saba und seiner Begegnung mit Dämonen und der Unterwelt.
Grafische Darstellung:
Beim Gedicht "König Salomo" handelt es sich um ein Sonett, welches typischerweise aus zwei Quartetten und zwei Terzetten besteht, also insgesamt 14 Versen in 4 Strophen.
In allen vier Strophen findet man das gleiche Reimschema, den Kreuzreim (abab, cdcd, efe, ghg).
Auch sind alles reine Reime, ausser in Strophe 1, Vers 2 und 4: "umsassen – blasen" ist ein unreiner Reim zu finden.
Auch was das Metrum angeht, ist dieses Gedicht sehr regelmässig. In allen vier Versen dominiert ein 5-hebiger Jambus (unbetont, betont, unbetont, betont).
Die Kadenz wechselt von Vers zu Vers ab, wobei das Gedicht mit männlich/hart beginnt. (mwmw, mwmw, mwm, wmw)
Zeit der Entstehung:
Hugo Ball hat dieses Gedicht mit dem Titel "König Salomo" zwischen 1923 und 1924 geschrieben. Diese Jahre waren immer noch sehr geprägt von militärischen Ereignissen der Nachkriegszeit des ersten Weltkriegs, welcher 1918 geendet hatte. Der gebürtige deutsche Künstler Hugo Ball lebte zur dieser Zeit mit seiner Ehefrau Emmy Hennings in der Schweiz, in die er vor dem ersten Weltkrieg emigriert war.
Thema:
Auf den ersten Blick erkenne ich im Gedicht "König Salomon" keine typischen dadaistischen Merkmale. Nicht wie bei anderen Dada-Gedichten, weist dieses bekannte, regelmässige Strukturen auf, wie zum Beispiel den Kreuzreim als Reimschema und den 5-hebigen Jambus als Metrum. Das Gedicht von Hugo Ball erzählt eine nachvollziehbare Geschichte und ist fei von Fantasiewörtern. Ausserdem fehlt bei diesem Gedicht die abstrakte Lautmalerei, wie sie zum Beispiel bei "Karawane" von Hugo Ball mit "jolifanto bambla o falli bambla" vorhanden ist.
Die traumhaften und absurden Elemente im Gedicht weisen auf den Dadaismus, aber auch auf den Surrealismus hin. Hugo Ball hatte die Dada-Bewegung mitbegründet, dieses Gedicht wurde aber zur Zeit des Surrealismus geschrieben, dies erklärt vielleicht die Surrealistischen Tendenzen.
Dieses Gedicht von Hugo Ball basiert auf den Erzählungen über König Salomon, der bekannt ist für seine weisen Urteile. König Salomo war König von Israel und liess zu seiner Zeit Städte und Tempel bauen. Er war äusserst beliebt bei seinem Volk. Der Mythos erzählt, wie die Königin aus Saba versuchte Salomons Schwachpunkte zu finden. Der weise König erkannte die Spionin, verliebte sich jedoch in sie, was ihm zum Verhängnis wurde.
In der ersten Strophe des Gedichtes erfährt man viel über Salomons moralische Zerrissenheit. Er steht zwischen seinen Verpflichtungen gegenüber seinem Land und der Liebe zur heidnischen Königin von Saba. Deshalb auch das Gegensätzliche zwischen dem zarten Klang der Zimbel und der harten, schrillen Posaune.
Die nächsten zwei Versen: "An seiner Seite sah man eine Frau; Die aufgebaut war ganz aus Parabasen" bringen einen fremden Einschub oder einen Bruch in die bisherige Thematik.
Parabasen waren in der antiken Komödie Einschübe, die nichts mit dem bisherigen Thema zu tun hatten. So empfindet man auch die Königin Saba, die einen Bruch in das Leben des Königs Salomon bringt. Aber auch gerade in diesem Gedicht wirkt die "Frau welche aufgebaut war ganz aus Parabasen" als fremder Einschub.
In der 3. und 4. Strophe spürt man, dass er trotz seiner Weisheit der Liebe erlegen ist und seine Macht verloren hat (Vers 10/11: "Der König selber saß in seinem Zelt; Um dessen Öffnung Feuer hing in Fransen").
Auch in der letzen Strophe erfährt man das Paradoxe: "Da stiegen Mauern auf gleich goldenen Schanzen".
Die Mauern ermöglichen keinen Weg zurück, andererseits weisen die "goldenen Schanzen" auf die Chance hin, wieder aufzusteigen.
Das "Er" im Gedicht:
Das "er" im Gedicht steht für König Salomon.
König Salomon ist im Gedicht umgeben von Widersprüchen, Zweifeln und Unklarheiten. Trotzdem aber auch von etwas Menschlichem, der Liebe, an der er letztlich zerbricht.
Quelle Gedicht: zeno.org, König Salomo, http://www.zeno.org/Literatur/M/Ball,+Hugo/Gedichte/Ausgewählte+Gedichte/König+Salomo, 27.4.2017, 11:37 Uhr.
Quelle Abb1.: Badische Zeitung, Berauschte Theologie, http://www.badische-zeitung.de/literatur-rezensionen/berauschte-theologie--47460548.html, 27.4.2017, 11:13 Uhr.
Quellen: Wikipedia, Hugo Ball, https://de.wikipedia.org/wiki/Hugo_Ball, 27.42017, 11:11 Uhr.

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